„Nano“ ist ganz schön klein. Als Thema ist es aber gleichzeitig unglaublich groß. Und die Forschung im Bereich der Nanoelektronik entscheidet vermutlich mit über die Sicherung unseres Wohlstandes in Deutschland und Europa. Ungefähr 70 Zuhörern gab der Physiker Dr. Walter Rieß auf Einladung der Freunde des GMG Einblicke in seine Arbeit am IBM-Forschungszentrum in Rüschlikon bei Zürich. Dort wird seit Jahrzehnten Spitzenforschung betrieben, die 1986 und 1987 jeweils mit Physiknobelpreisen gewürdigt wurde. Walter Rieß, ein Ex-GMGler, der mit seiner Familie immer noch in Bayreuth lebt, vermittelte die Überzeugung: Nano ist die Zukunft, und die Zukunft ist jetzt!
Wobei Rieß‘ Institut der Zeit auch schon mehrfach voraus war – also zu früh dran. So schon 1999 mit dem Vorläufer der Google-Datenbrille (von 2014!), die damals genauso am Markt gescheitert sei wie die IBM-Armbanduhr (1999-2004) als Vorläufer der Apple-Watch von 2015.
Der Bereich der Nano-Forschung bezieht sich auf die Dimension 1 bis 100 Nanometer (nm), wobei ein menschliches Haar etwa 60.000 nm stark sei. Im Wesentlichen gehe es bei der Forschung um Verstehen und Beherrschen dieser Dimensionen, bei IBM in der Schweiz besonders in der Informationstechnik (IT). Computerchips sollen durch Skalierung (Verkleinerung) immer mehr Daten speichern können, müssen aber dabei vor allem das Problem der technisch bedingten Erhitzung lösen.
Die Steigerung der Energieeffizienz sei ein weiteres großes Ziel: Das menschliche Gehirn erbringe mit 20 Watt Energieverbrauch Höchstleistungen, während eine intelligente, lernfähige IBM-Software („Watson“) zwar zwei US-Quiz-Champions beim Ratespiel „Jeopardy!“ schlagen konnte, allerdings bei einem 2.000-fachen Energieaufwand von 80 Kilowatt!
Intelligente Systeme, die Kooperation von Mensch und Maschine, „Computing without Programming“ und Steigerung der Energieeffizienz – in diese Richtung laufe daher die aktuelle Nanoelektronik-Forschung in Rüschlikon. Hohe Ziele, aber auch hohe Ansprüche. Auf die Frage nach einem weiteren Nobelpreis antwortete Rieß daher: „Sie drängen!“